Arbeitskleidung existiert bereits seit mehreren Jahrhunderten in den verschiedensten Branchen. Früher häufig nur langlebig und zweckmäßig, ist sie heute auch inspiriert von Modetrends und innovativen Technologien. Wir haben einen Blick in die Geschichtsbücher geworfen und beantworten unter anderem die Frage, warum sich Weiß in der Medizin schon früh durchgesetzt hat.
Als wichtigste Aufgabe soll Berufskleidung den Träger vor bestimmten Risiken bei der Arbeit schützen. Zudem kennzeichnet sie die Zugehörigkeit eines Arbeiters zu seinem Berufsstand oder in einigen Branchen den Unterschied in der Unternehmenshierarchie. In Krankenhäusern tragen auch heute noch Mitarbeiter unterschiedlicher Stationen andersfarbige Kasacks und Hosen. Doch welchen Ursprung hat typische Berufskleidung eigentlich?
Berufskleidung seit dem 17. Jahrhundert
Die Anfänge der Arbeitskleidung gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Damals trugen beispielsweise Bergleute praktische Arbeitsschürzen und Bauern stabile Holzclogs. Im Mittelalter konnte man folglich an der individuellen Arbeitskleidung von Koch, Müller, Medikus und Co. den gesellschaftlichen Stand beziehungsweise die Zugehörigkeit zu einer Zunft erkennen. Bereits zu dieser Zeit erfüllte Berufskleidung also nicht nur eine Schutzfunktion.
Im 18. Jahrhundert etablierte sich durch die industrielle Revolution robuste, aber zugleich leicht waschbare Kleidung insbesondere für Bau-, Berg- und Minenarbeiter. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein neuer Star am Himmel der Berufskleidung geboren, der auch heute noch im Freizeitbereich beliebt ist: die Jeans. Während die strapazierfähige Arbeitshose unter anderem bei Bauern und Handwerkern hoch im Kurs stand, wird sie heute nur noch selten als Arbeitskleidung genutzt.
Früher schon wurde mit einer bestimmten Farbe der Berufskleidung ein spezifischer Arbeitsbereich assoziiert. Und auch heute noch ist Grau beliebt in der Baubranche, Grün und Braun in der Landwirtschaft und Königsblau in der Industrie. Im 20. Jahrhundert wurden schließlich Gesetze zur Arbeitskleidung entwickelt. Während sich früher Arbeiter ihre Berufskleidung selbst kaufen mussten, wurde der Schutz der Arbeiter Ende des 20. Jahrhunderts mehr in die Verantwortung des Arbeitgebers überstellt.
Berufskleidung in der Pflege und Medizin
Im medizinischen Bereich ist Arbeitskleidung im Mittelalter auf die damaligen Ordensschwestern zurückzuführen, die mit der Krankenpflege vertraut waren. Sie bestand aus einem schlichten Gewand in Schwarz/Weiß, das die Entsagung von Luxus zum Ausdruck bringen sollte und daher einfach gehalten war. Als Kopfbedeckung diente ein Häubchen. Ärzte trugen zu dieser Zeit auch während der Arbeit Alltagskleidung, die meist aus einem Anzug unter einem schwarzen Gehrock bestand. Gemälde aus der damaligen Zeit veranschaulichen, dass ein Arzt nach der ersten erfolgreichen Operation unter Einsatz der Anästhesie im Jahr 1846 einen Anzug mit Fliege trug. Heutzutage unvorstellbar, aber Hygiene stand damals noch nicht im Fokus.
Medizinische Berufsbekleidung wurde erstmals im 19. Jahrhundert von Robert Koch eingeführt. Die neue Berufsbekleidung sollte nun die Gefahr der Übertragung von Keimen und Viren reduzieren sowie zweckmäßig und funktional sein. Ende des 19. Jahrhunderts setzte sich dann der weiße Kittel als Berufsbekleidung des Arztes durch. Es dauerte allerdings bis zum 20. Jahrhundert, dass ärztliche Berufsbekleidung industriell hergestellt wurde. Mit der Ordens- beziehungsweise Schwesterntracht im Mittelalter existierte somit eine Berufskleidung bei Krankenschwestern wesentlich früher als bei Ärzten.
Berufskleidung in der heutigen Zeit
Schutz und Sicherheit sind zwar auch aktuell in einigen Bereichen das wichtigste Kriterium für Arbeitskleidung, doch sind weitere Aspekte hinzugekommen, denn sie kann und soll heutzutage auch modisch und innovativ sein. Zudem wird auch im medizinischen Bereich Nachhaltigkeit immer wichtiger. Darüber hinaus sollte die Berufskleidung zum Markenimage passen und eine einheitliche, spezifische Corporate Identity vermitteln. Das Erscheinungsbild eines Unternehmens hat eine wichtige Rolle eingenommen, egal ob bei einer Baufirma, in der Gastronomie oder im medizinischen Bereich.
Im medizinischen Sektor blieb häufig die weiße Berufskleidung aus dem Mittelalter erhalten. Erst durch die Entwicklung widerstandsfähiger, andersfarbiger Stoffe, die ebenso heiß gewaschen werden können, kam etwas Farbe in die eintönig weiße Welt der Praxen und Krankenhäuser. Bunte Kasacks und Kasacks mit Motiv werden seit einiger Zeit immer beliebter. Der Kasack aus der Pflege ist übrigens auf die Schwesternbekleidung im Mittelalter zurückzuführen. Die damalige lange Tracht wich diesem praktischen, kurzärmligen Hemd, das schnell über den Kopf gezogen werden kann.
Einfache T-Shirts, Polo-Shirts, Kasacks oder Kittel und Schlupfhosen haben sich bewährt. Jegliche Berufskleidung muss jedoch bestimmten festgelegten Richtlinien entsprechen. Dazu zählen der Arbeits-, Unfall- und Infektionsschutz sowie die Bio- und Gefahrenstoffverordnung. Eine Ansteckung mit potenziellen Krankheitserregern oder Verletzungen im Krankenhaus und in anderen medizinischen Einrichtungen soll unbedingt vermieden werden. Hinsichtlich Stil oder Farbe haben medizinische Einrichtungen jedoch weitgehend freie Hand. Wichtig ist, dass sie für das Personal einheitlich ist und dadurch Zugehörigkeit, Professionalität und Kompetenz vermittelt.